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Schnelle Havel

  • von KCZ-Autor*innen
  • 29 März, 2024

2024

„Wie, 17 km? Für so wenige Kilometer ziehe ich mir doch keinen Trockenanzug an!“ höre ich sinngemäß einen Vereinskameraden noch sagen.

Nun, am 10. Februar treffen sich Samstag früh um acht Uhr acht Zugvögel, laden die letzten Boote derjenigen, die am Freitagnachmittag keine Zeit hatten, auf den Anhänger, und los geht‘s.

Eine Stunde später stehen wir westlich von Liebenwalde auf dem Parkplatz, wo die B 167 die Havel quert. Die ganze Zeit hat es geregnet, weshalb wir die Boote schnell unter die Straßenbrücke, unsere Einsatzstelle, verbringen, wo die Nicht-Autofahrer abwettern können.

Innerhalb einer Dreiviertelstunde sind die Autos vorgesetzt, nicht ohne auf der „Abkürzungsstrecke“ zwischen der Feuerwehr Freienhagen und Malz kräftig durchgerüttelt worden zu sein. Die Nicht-Autofahrer haben sich die Zeit mit Paddeln verkürzt, nur nicht kalt werden heißt die Devise!

Als hätte Petrus – an der Küste wäre Poseidon zuständig – ein Einsehen mit uns gehabt, hört der Regen auf und wir schippern gutgelaunt durch die mäanderreiche Havelniederung. Nach wenigen Kilometern ist das erste Wehr erreicht und wir steigen bequem aus, weil anders als in den Vorjahren der Wasserstand, nicht zuletzt wegen des mit Biberhölzern aufgestauten Querbauwerks, nahezu auf Böschungsnivau liegt.

Weiter geht‘s. In den angrenzenden Wiesen hören und sehen wir Kraniche, die teils neugierig auf uns Paddler*innen hinblicken, teils träge nur ein Stückchen fortfliegen – schließlich sind wir es, die bei ihnen zu Besuch sind. Dann hören wir, bevor wir ihn sehen, einen ganzen Schwarm Kraniche in der bekannten V-Formation über uns hinweg ziehen. Ich zähle nach: 17 Frühlingsboten, die uns mit Kurs NO überfliegen. 17, schon wieder!

Bald erreichen wir das zweite Wehr, wieder umtragen. Die Einsatzstelle ist etwas schwierig, daher biete ich einer Mitfahrenden an, sie ins Wasser zu schieben. Liegt es nun daran, dass am Ende ihres Bootes keine Sicherheitsleine, also keine Möglichkeit zum Festhalten besteht, oder daran, dass eine ordentliche Querströmung herrscht oder dass sie mit der Grönlandlatte nicht recht stützen kann – jedenfalls liegt sie im Bach. Nach kurzer Schrecksekunde ziehe ich sie mit Hilfe ihres Paddels ans Ufer und mit einem beherzten Griff unter die Achseln sitzt sie wieder an Land, uff. Das alles geschieht schneller, als ich es beschreiben kann, wie es bei Karl May so schön heißt. Natürlich hat sie Wechselklamotten dabei. Den Wiedereinstieg unterstütze ich diesmal parallel zum Ufer – mein schlechtes Gewissen nagt.

Am dritten Wehr zelebrieren wir unsere Vesperpause. 

Wieder dauert es, bis alle in den Booten sitzen, weshalb zwei Paddlerinnen mit dem starken Rücklauf im Tosbecken spielen. Dabei wird die eine vom kräftigen Überlauf überrascht und „plumps, liecht se drin“. Mit vereinten Kräften bergen wir das vollgelaufene Boot, die Schwimmerin zuerst.

Die Wiesen sind teilweise überschwemmt, sodass wir zu einer Erstbefahrung motiviert werden. Leider stellt sich nach einigen Metern heraus, dass der Wasserstand auf den Wiesen knapp bemessen ist – die Rückkehr in die Havel stellt sich im Trockenanzug als schweißtreibende Arbeit heraus.

Nicht weit vor Malz müssen wir wegen zu geringer lichter Weite einer Brücke noch einmal aussteigen. „Wir“ ist übertrieben: zwei von uns üben die Unterquerung, indem sie sich gegenseitig platt jeweils auf dem anderen Boot bzw. schräg im Wasser liegend darunter durch manövrieren. Das spornt die schon einmal gekenterte aber hochmotivierte Paddlerin an, es allein, nur mit Festhalten am Brückensockel zu probieren. Wieder gewinnt das Ungleichgewicht. Später, zurück im Boot, vertraut sie mir an, dass sie erstmals die Vorzüge des Trockenanzugs zu schätzen gelernt hat – bei diesen winterlichen Wassertemperaturen. Auch werden wir jetzt mit einem grandiosen, spätnachmittäglichen Sonnenlicht verwöhnt – es bleiben unvergessliche Bilder nach den regnerischen und trüben Stunden vorher.

Am Ziel in Malz heißt es aussteigen, umziehen, Autos nachholen und heimfahren – diesmal ohne die Rüttelstrecke nach Freienhagen zu absolvieren – und den auch konditionsfordernden Tag auf der Schnellen Havel beenden.

Fazit: „nur“ 17 km im Fahrtenbuch, aber nachhaltige Erlebnisse satt!

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