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Spreewaldfahrt

  • von KCZ-Autor*innen (auch Ehemaligen)
  • 31 Mai, 2023

28. April bis 1. Mai

Anreise

Endlich war das lange Mai-Wochenende heran, und es konnte losgehen in das Paddelrevier, das mit seinen unzähligen verzweigten Kanälen zwischen Wäldern und Feldern in keinem Fahrtenbuch fehlen darf: Es ging in den Spreewald. Beide Bootsanhänger und mehrere Dachgepäckträger wurden benötigt, um die vielen Sportgeräte an den Zielpunkt zu bringen. Einundzwanzig Zugvögel – Gastauftritte mit eingerechnet – machten sich auf den Weg.

Um unser Standquartier, den Zeltplatz am Ostgraben zu erreichen, wurde jedes erdenkliche Verkehrsmittel genutzt – Auto, Fahrrad und Zug. Recht versteckt und ohne Navi kaum zu finden, lag unsere liebevoll gepflegte Bleibe direkt am Wasser. Das Zeltlager wurde kreisrund erbaut und in der Mitte mehrere Bierzeltgarnituren aufgestellt.

Schnell wurde auch die Platzordnung entdeckt, die extra an den Klotüren angebracht war, damit auch wirklich jeder ausreichend Zeit fand, diese zu studieren. Ab Tag zwei konnten die meisten Zugvögel Teile davon auswendig, manche eher die obere und andere die untere Hälfte. Ihre Abreise hat bis 11 Uhr am Abreisetag zu erfolgen! Jeder Gast achtet bitte auf Sauberkeit und Ordnung! Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt, jawoll!!

Als auch die letzten Nachzügler eingetrudelt waren, wurde gemeinsam gegessen und wurden Pläne für die folgenden Tage gemacht. Unser Brettspielwart hatte eine kleine, aber feine Auswahl von Gesellschaftsspielen dabei, von denen Wizzard den größten Ehrgeiz weckte. Pünktlich mit Einsetzen des ersten Regenschauers ging es für die meisten ins Bett – voller Vorfreude auf die nächsten Tage.

Samstag

Die erste Nacht über regnete es in Schüben bis zum Morgen. Das Frühstück wurde daher auf die überdachte Terrasse verlegt. (Das Betreiben Ihrer eigenen Gaskochgeräte auf der Terrasse ist ausdrücklich verboten!)

Die Gruppe startete in Cottbus. Hinter dem großen Spreewehr setzten wir unsere Boote in den Mühlgraben ein, um von dort die 30 Kilometer in den Ostgraben zurück zu paddeln. Es hätte eine langweilige Fahrt werden können – bei 11 Grad und Nieselregen –, doch die Strecke hielt einige Überraschungen bereit: Schon kurz nach der Einmündung in die Spree musste die erste Sohlschwelle bezwungen werden.

Mehrere dieser als flache Neigung aufgeschütteten Wehre folgten, die nur
bei ausreichendem Wasserstand an den dafür markierten Stellen befahrbar
sind. An den kleineren Sohlschwellen (ca. 30-70 cm Höhenunterschied)
konnte man schon mal üben, anhand der Wellenbildung die beste Fahrrinne
zu finden. Doch weiter flussabwärts gab es diese auch in größerer
Ausführung (geschätzt über einen Meter Höhenunterschied), was schon eine
Herausforderung war.

Alle kamen zum Glück trocken unten an, ohne sich in den schmalen Bootsgassen querzustellen. Nur einer verlor beim Spaßmachen unterhalb einer Schwelle das Gleichgewicht – beförderte sich jedoch mit einer Kenterrolle geschickt wieder ins Geschehen zurück.

Mittags fanden wir einen ruhigen Pausenplatz, wo wir unsere durch das „schöne Wetter“ magenfreundlich vorgeweichten Stullen kauten. Durch eine Baustelle am Nordumfluter, die umtragen werden musste, war auch für ausreichendes Bizepstraining gesorgt. Außerdem durchwanderten wir den Spreehafen in Burg, eine der zentralen Anlaufstellen für Touristen im Spreewald. Dort zogen wir neugierige Blicke auf uns, mussten uns aber auch beeilen, die Boote wieder ins Wasser zu bekommen, da das niedere Wasser-Fußvolk bei den traditionellen Stocherkahnfahrern nicht sehr beliebt ist.

Danach trennten und nur zwei kleine Schleusen, die durch uns selbst bedient werden konnten, vom Tagesziel. Als wir unseren Zeltplatz erreichten, wartete schon das Grillgut auf uns, und die Inhaberin hatte extra für uns zum Trocknen der Klamotten den Ofen im Gastraum angeschmissen. Die Frauen konnten sich außerdem unter der angenehm temperierten Dusche wärmen, während den Männern offenbar nicht zugetraut wurde, eigenständig eine Mischbatterie zu bedienen: Sie mussten sich zwischen einer eiskalten Dusche und zwei brühend heißen entscheiden.

Danach stand einem schönen Grillabend und weiteren Runden Wizzard am warmen Ofen nichts entgegen. Ein wunderschöner, glutroter Abendhimmel kündigte das schöne Wetter für die nächsten Tage an.

Sonntag

Für den Sonntag war geplant, auf einer 23 km langen Rundtour den Spreewald zwischen Burg und Lübbenau zu erkunden. Um bei den vielen Engstellen und kleinen Schleusen nicht zu lange aufeinander warten zu müssen, teilten wir uns in zwei Gruppen.

Es erwarteten uns viele kleine Kanäle, teilweise nur so breit wie das Paddel, und dies bei wunderschönem Wetter. Wir folgten dem Ostgraben nach Leipe, fuhren südlich daran vorbei und streiften auf dem Rückweg dieselbe kleine Stadt von Norden.

Diesmal war unser Rastplatz das Grundstück des Waldhotel Eiche. Im Sonnenschein saßen wir auf bereitgestellten Sitzkissen, mampften unsere heute trockenen Stullen und tranken ein Bier. Es war so gemütlich, dass man kaum wieder aufbrechen wollte.

Zu unserer Verwunderung waren manche Schleusen diesmal mit selbsternannten Schleusern bemannt, die mit kreativen Sprüchen um ein Trinkgeld baten. „Seh ich Taler auf der Kante (der Schleuse) blinken, wird dein Boot auch nicht sinken.“ – Höhepunkte der Dichtkunst!

Abends hätten wir gerne die Wärme des Ofens noch einmal genossen, aber leider entschied sich die Zeltplatzinhaberin bei einer Tageshöchsttemperatur von fünfzehn Grad den Kamin im Gastraum nicht mehr anzuheizen. Die gute Laune der Gruppe sorgte für die nötige Wärme.

Nicht vergessen werden darf auch die spontane Outdoormesse vor den Mahlzeiten auf dem Zeltplatz: Während der Grill aufheizt und winzige Gaskocher das Nudelwasser wärmen, ist reichlich Gelegenheit, einander die mitgebrachten funkengebenden Fahrtenmesser, lasergravierten Titan-Teller und Ultraleicht-Parmesanreiben zu präsentieren.

Bei dem Partyspiel „Just One“ wurde die Teilnehmerrunde immer größer. Das für sieben Leute ausgelegte Zubehör wurde kurzerhand geteilt.

Montag (erster Mai)

Nach einer sehr kalten Nacht (um die drei Grad) krümelten sich alle wieder langsam zum Frühstück zusammen. Der Zeltplatz musste noch vor Tourbeginn geräumt werden. Zum Glück stieg die Sonne schnell auf, sodass wir bis zehn Uhr unsere Sachen trocken verpacken konnten.

Zwei von uns brachen schon vorab mit dem Fahrrad nach Berlin auf. Wenig später wagten wir uns als gemeinsame große Gruppe aufs Wasser. Bei zwanzig Paddler*innen in neunzehn Booten war es eine lange Schlange, die sich durch den Spreewald zog. Die Herausforderung war, bei allen schönen Anblicken und netten Gesprächen immer den Hintermann im Blick zu behalten, damit auch alle gemeinsam das Ziel erreichten.

Auf der 15 km langen Tour in den Norden des Spreewalds warteten kleine Kanäle, Brücken und Schleusen auf uns. Unser Wanderwart hatte die Strecke so gewählt, dass wir die großen Bootsverleiher geschickt umfuhren und so den Eindruck bekamen, fast allein auf dem Wasser zu sein – von den betont lässigen Nutrias, die an den Kanalufern lebten, und dem gelegentlichen Stocherkahn einmal abgesehen.

Wir wollten unbedingt die angepriesenen Plinsen probieren, die es bei unserem Zwischenstopp beim Spreewaldhof Lukas gab. Routiniert und seelenruhig schmiss eine ältere Dame den Laden ganz allein und erfüllte allen hungrigen Zugvögeln ihre Sonderwünsche. Auch der obligatorische Stempel wurde hier eingesammelt, was die Wirtsfrau auch noch nebenbei hinbekam. Von den Plinsen wurden wir nicht enttäuscht: Lockere Eierkuchen aus Hefeteig mit Apfelmus dazu und optional einem Spreewälder Gurkenteller als Begleitung. Lecker.

Auf der Rücktour kam es dann doch noch dazu, dass wir uns ein wenig verfuhren, was aber nicht weiter auffiel. Beim Zeltplatz angekommen, mussten wir nur noch die Boote verladen und die Hänger anspannen. Die Gruppe verteilte sich auf die Autos und traf sich beim Abladen im Vereinsheim wieder.

Einen großen Dank an den Wanderwart, der diese kleine Reise routiniert geplant hat und ruhig und gelassen auf alle Wünsche eingegangen ist.

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