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Mein Traum von einer Rügen-Umrundung

  • von KCZ-Autor*innen
  • 18 Nov., 2021

Fahrtenbericht

Eine Umrundung von Rügen stand bei mir schon im Jahr 2017 kurz bevor. Es haben sich damals aber leider nur zwei Interessenten über facebook gefunden, so dass der Traum von einer Umrundung kurzerhand wieder geplatzt ist.

In diesem Jahr ist es dann endlich so weit. Im Anschluss an den Hiddensee-Marathon plant eine kleine KCZ-Gruppe eine Umrundung, der ich mich kurzerhand anschließe. Am Samstag fahre ich mit meinem Wohnmobil und dem Boot auf dem Dach zum Stralsunder KC.

Die Wetteraussichten für die nächste Woche sind hervorragend, fast schon langweilig, so dass einer Umrundung auch für unsere beiden Salzwasser-Neulinge nichts im Wege steht. Nach dem Packen der Boote geht es dann zu sechst auf die erste Etappe um Rügen.

Bei einer leichten bis schwachen Briese (2-3 Bft.) und leichten Wellen fahren wir unsere ersten 23 km bis zum Campingplatz „Am Schaproder Bodden“, den ich schon von früheren Fahrten mit den Zugvögeln kannte. Wir bauen unsere Zelte wieder direkt am Strand auf und sind dadurch auch vor der Invasion kleiner fliegender Plagegeister geschützt, die sich über die anderen Campinggäste hermachen. Den ersten Abend genießen wir dann mit einem guten Essen im Restaurant des Platzes und dem Sonnenuntergang am Strand.

Am zweiten Tag steht uns schon die gefürchtete Umrundung des Kap Arkona bevor. Aber bei 2-3 Bft. aus NW bis N und fast spiegelglatter See könnten wir unsere Füße aus den Booten baumeln lassen. Nach einer Pause in Vitt mit Kaffee und Kuchen kommen wir nach 40 gepaddelten Kilometern beim Campingplatz Drewoldke an. Zur Begrüßung bekommen wir die restlichen nicht verkauften Brötchen des Tages geschenkt und setzen uns nach dem Aufbau der Zelte zum gemeinsamen Abendessen zusammen.

Nach einer Nacht unter Kiefern und dem gemeinsamen Frühstück machen wir uns auf den Weg über das Tromper Wiek Richtung Lohme. Wir machen wir uns aufgrund der Wellen doch auf den direkten Weg über die Bucht. Die Wellen haben zwar eine Höhe von bis zu 80 cm, kommen aber so direkt von vorne. Damit haben unsere Salzwasser-Neulinge Gelegenheit, das erste Mal das Verhalten ihrer Boote in größeren Wellen kennenzulernen. Da sich die Überfahrt gegen die Wellen hinzieht, beginnen unsere Blasen langsam nach einer Entlastung zu drängen. Deshalb ändern wir unseren Kurs und fahren auf kürzestem Wege direkt auf das Festland zu, um nach fast 14 km und dreieinhalb Stunden das rettende Ufer zu erreichen. Nach weiteren knappen 4 km machen wir eine erste größere Pause im Hafen von Lohme, bevor wir uns auf die Etappe entlang der berühmten Kreidefelsen begeben. Leider muss man einen Abstand von 500 m zur Küste einhalten, sieht die Küste also nur aus der Entfernung. In Sassnitz landen wir am Kiesstrand an, erledigen ein paar Einkäufe, essen Fischbrötchen und füllen unsere Wassersäcke für die nächste Übernachtung. Gegen 20 Uhr kommen wir an einem Strand hinter Neu Mukran bei einer Wiese an, um wild zu zelten.

Auf der vierten Etappe entlang der Südostküste haben wir Wind aus Nord mit 2-4 Bft., also überwiegend Rückenwind! Nach einer Kaffeepause in Sellin ergibt sich die Möglichkeit, unsere Boote auch bei Wellen bis zu einem Meter mal in einen Surf zu bringen. Laut GPS-Gerät habe ich eine maximale Geschwindigkeit von 16,6 km/h – das bleibt in Erinnerung. Bei Thiessow übernachten wir bei der Surfoase Klein-Zicker. Der Wind frischt immer mehr auf und erreicht am Abend 6 Bft. Die unter einem Dach zum Trocknen aufgehängte Kleidung muss immer wieder aufgesammelt werden und selbst Töpfe werden vom Tisch geweht. Die Vorhersage für den nächsten Tag sieht auch nicht besser aus.

Bei 6-7 Bft. wettern wir den folgenden Tag ab und machen eine Wanderung zum Zickerberg, von dem man eine schöne Rundumsicht über das Naturschutzgebiet Mönchgut hat. Unser Naturführer erklärt den Interessierten die Flora und Fauna. Eine unbekannte, nach einer vertrockneten Orchidee aussehende Pflanze muss per Internet bestimmt werden. Am Abend beschließen die zum Halbmarathon auf der Dahme am Sonntag angemeldeten Zugvögel, diese Fahrt abzusagen, da wir die Umrundung sonst kurz vor dem Ziel abbrechen müssten.

Am nächsten Morgen hat sich der Wind beruhigt und wir können trotz der noch vorhandenen Dünung die Fahrt fortsetzen. Vor der Querung des Rügischen Boddens machen wir bei Wellen von einem Meter eine kurze Trink- und Snackpause auf dem Wasser. Beim Auflösen des Päckchens kommt es leider zu einer Kenterung. Die vorher oft geübten Wiedereinstiegspraktiken kommen nun endlich mal erfolgreich zum Einsatz! Nach einer Pause bei Neu Reddevitz im Windschatten einer Hecke setzen wir die Fahrt zum Hafen von Lauterbach fort. Dort werden wir im Yachtclub Putbus sehr herzlich empfangen, bauen die Zelte auf und machen einen Spaziergang durch den Hafen zum Fischkutter und dem obligatorischen Fischbrötchen. Das Abendessen findet gemeinsam mit den Seglern statt, deren Grill wir mitbenutzen dürfen. Die Kasse des Vertrauens versorgt uns mit Getränken.

Die Wellen ebben weiter ab und die Fahrt zum Campingplatz Stahlbrode verläuft bei wieder etwas zunehmendem Wind, der jetzt von vorne kommt, „ohne besondere Vorkommnisse“. Dort angekommen freuen wir uns schon, weil wir die Umrundung so gut wie in der Tasche haben.

Den siebten und letzten Paddeltag können wir bei bedecktem Himmel, 1-2 Bft. und leichtem Nieselregen einfach abbaden. Beim Stralsunder KC angekommen zeigt sich auch die Sonne wieder und wir werden mit einer Piccolo zum Anstoßen auf die erfolgreiche Umrundung von Rügen erwartet. Nach einem gemeinsamen Kaffee und dem Aufladen der Boote geht es wieder Richtung Heimat.

Obwohl – oder besser weil – sich das Wetter etwas anspruchsvoller als vorhergesagt entwickelt hat, hatten wir alle eine zwar anspruchsvolle aber lehrreiche Fahrt, auf der sich die beiden Frischlinge hervorragend geschlagen haben.

Insgesamt eine wunderschöne Zeit: einfach traumhaft.

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